Theater-Exkursion: 9a und 9b

Wie viele Kostüme hängen im Kostümfundus? Wer weiß, wo was hängt? Was macht ein Hutmacher im Theater? Wie viele Schneiderinnen gibt es? Wer knüpft im Theater die Perücken? Wie kommt eine Narbe ins Gesicht? Wie werden die Bühnenbilder hergestellt und wo werden sie gelagert? Von wo betreten die Schauspieler:innen die Bühne? Diese und viele andere Fragen wurden bei der Führung hinter den Kulissen beantwortet. Eine kleine Gruppe der 56 Schüler:innen der Klassen 9a und 9b hat am Nachmittag des 15.12.22 die verschiedenen Abteilungen kennengelernt, die es im Staatstheater Stuttgart gibt – übrigens dem größten Drei-Sparten-Theater Europas (Oper, Ballett, Schauspiel), und dabei festgestellt, dass es neben Schauspielerinnen, Dramaturgen und Regisseurinnen auch ganz viele andere Berufe wie Raumausstatter, Schreiner, Bühnenmaler, Bühnenplastiker und Metallbauer am Theater geben kann. Während also die einen hinter den Kulissen das Theater erkundeten, erforschten die anderen bereits den Stuttgarter Weihnachtsmarkt und besorgten so manches Weihnachtsgeschenk. Schließlich kamen alle wieder pünktlich um 19 Uhr zusammen, um gemeinsam das Stück „Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt mit einem Text von Peter Michalzik zu sehen. Das Drama, welches in deutscher und hebräischer Sprache mit englischen und deutschen Übertiteln gezeigt wurde, beschäftigt sich mit großen Fragen: Wie steht es um unsere Moral im Angesicht des eigenen Profits? Welchen Einfluss hat Geld auf unsere Gesellschaft? Wie gehen wir mit Schuld um? Was ist Gerechtigkeit und welchen Preis hat sie?

In dieser Inszenierung kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian bereits nach zwanzig Jahren in ihre Heimatstadt Güllingen (statt Güllen) zurück. Sie verspricht der wirtschaftlich heruntergekommenen Kleinstadt und ihren verarmten Bürgern zu helfen. Sie sagt der Gemeinde die gigantische Summe von 1 Milliarde zu. Das ist jedoch an eine Bedingung geknüpft: Die Bewohner von Güllingen bekommen das Geld nur, wenn sie Alfred Ill, Zachanassians früheren Geliebten und Vater ihres Kindes, töten. Dieser hatte vor vielen Jahren die Vaterschaft geleugnet, zwei Zeugen bestochen, sie zur Hure herabgesetzt und aus Güllingen vertrieben. Jetzt will sie Gerechtigkeit. Das einst gefallene Mädchen ist inzwischen zur reichsten Frau der Welt aufgestiegen. Sie will einerseits Rache und andererseits zeigt sie, wie verführbar, gierig und käuflich die Bewohner von Güllingen sind.

An Aktualität hat Dürrenmatts tragische Komödie nichts verloren, wenn die globale Herrschaft des Kapitals über ethische Normen thematisiert wird. Das Stück befragt die Zuschauer:innen zu den Machtverhältnissen in unserer Gesellschaft, wo unser Standort zwischen Schuld und Verantwortung, Gemeinwohl und Moral liegt. Dem Stück wird in der Stuttgarter Inszenierung eine zusätzliche Perspektive hinzugefügt, und zwar die der Biografie von Evgenia Dodina, die die Claire Zachanassian spielt. Das hat die Schüler:innen verwirrt und Fragen ausgelöst. Darüber wird im Deutschunterricht zu sprechen sein.
Vielen Dank an alle Beteiligten, es war eine schöne Theaterexkursion. (Wm)

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