
Dr. Michael Blume entwickelte seine Gedanken zum Thema als Verbindung zwischen der Geschichte des Antisemitismus und der Mediengeschichte. Er setzte dabei bei den großen biblischen Schöpfungsmythen an und erklärte den Zusammenhang zwischen ihnen und der Bedeutung der Alphabetisierung anhand des Noah Sohnes Sem, hebräisch Schem. Sem gelte in den frühesten Interpretationen gerade nicht als Begründer einer „Rasse", sondern als der erste Lehrer auf Basis einer Alphabetschrift. Nun war die Bildungsspur angelegt, die er in seinem Vortrag weiter über die Stationen „Buchdruck als Bildungskatalysator", „Hexenwahn und Antisemitismus", der „Emser Depesche Bismarcks", über die Propagandainstrumente „Radio und Film" der Nationalsozialisten, bis hin zu Chancen und Gefahren der momentanen Digitalisierung anspruchsvoll und zugleich kurzweilig verfolgte. Nebenbei kokettierte Herr Dr. Blume ein wenig mit dem Erfolg seiner Klage gegen Twitter. Trotz aller Kurzweiligkeit und immer wieder durchblickendem Humor verstand es Herr Dr. Blume, seine zentrale Botschaft deutlich zu machen, und die richtet sich an jeden: Übernimm Verantwortung für deine eigene Zukunft! Und stelle dir die Fragen: „Willst du in einer Gesellschaft leben, in der sich Menschen gegenseitig der Verschwörung beschuldigen und sich aufgrund der Religion, Hautfarbe oder Herkunft hassen? Oder möchtest du eine Zukunft, in der du frei bist, dich zu bilden, dein Leben zu gestalten und auch über Grenzen hinweg zu lieben?" An dieser Stelle kommen wir Lehrerinnen und Lehrer als Bildungsaktivisten ins Spiel, indem wir Noahs Sohn Sem folgen und die uns anvertrauten Menschen zu verantwortungsvollen Menschen alphabetisieren, also lesen und schreiben lehren im umfassendsten Sinne. (Wm)